Windenchronik von Günther Gesierich

Veröffentlicht von Stefan Harzmeier am

Röder-Winde

Als ich (Günter Gesierich)1958 Mitglied des LSVD wurde, schleppte der Verein mit einer Röder-Winde. Es handelte sich um eine eintrommelige Anhängerwinde, wobei zum Transport die Räder hochgelappt wurden. Ausgestattet war das Schleppgerät mit einem Ford V8 Motor
mit einer Leistung von 90PS. Das reichte vollkommen aus ,um das Grunau-Baby in .die Luft zu bekommen. Die Winde war in Delmenhorst bei einem Mitglied (Willi Lebens) untergestellt und musste bei jedem Flugbetrieb transportiert werden.
Die Startzahl bei jedem Flugbetrieb war überschaulich. Das Windenseil wurde von Hand mit 4 Personen ausgezogen. Später, als ich einen Motorroller besaß, habe ich oft mit meiner Lambretta das Seil ausgezogen. (Rolf Kaestner mit seinem Goggo-Roller ebenfalls). Da das Spulgetriebe seinen Geist aufgegeben hatte, war eine weitere Person zum Spulen von Hand an der Winde erforderlich. Später haben wir den Ford Motor durch einen stärkern Buik Motor ersetzt.. Damit konnte man die Ka7 auch schleppen. Sorge bereitete das Winkelgetriebe, weil ein Zahn ausgebrochen war. Ersatz gab es natürlich nicht mehr. Die Wartezeit für eine Neuanfertigung betrug über ein halbes Jahr. So wurde Anfang der 60er-Jahre beschlossen, eine Tost Winde zu bauen. Nach Fertigstellung der neuen Winde ging das Gerät an einen Bauern in der Nachbarschaft, der den Motor verwenden wollte.

TOST 03

Der Rahmen wurde von Gerhard Schröder (Itzek) in der Lehrwerkstatt der Deutschen Bundesbahn gebaut und dann in einen Holzschuppen zu Ewald Kluwe zur Fertigstellung transportiert. Bis auf die Kappmesser (mussten bei der Firma Tost bezogen werden) und die Kreuzspindel mit Spulstein haben wir alles alleine hergestellt. Als Achse wurde ein Schrotteil eines Steyrer-LKWs besorgt .Die Seiltrommeln wurden aus LKW- Felgen gefertigt. Diese Aktion habe ich bis heute in einer unliebsamen Erinnerung. Der zylindrische
Boden musste aus Stahlblech gerollt werden. Das geschah bei der damaligen Firma Flügger. Die Arbeit gelang gut. Zuhause angekommen , bemerkte ich, dass sich meine Arbeitskombi mit meiner Geldbörse noch im Auto des Vereinskollegen befand. Die Kombi war da, das Portemonnaie aber fehlte. Darin befand sich mein ganzes während der Semesterferien verdiente Geld in Höhe von 800 DM.. Heute weiß ich, was geschehen war. Ich möchte hier nicht davon reden.
Noch eine Erinnerung: Bei der Winterarbeit habe ich die Seile ausgezogen und gespleißt.
Da es sich etwas hinzog, waren alle Mitglieder bis auf einen Schüler nach hause gegangen.
Ich bat den Schüler das Seil einzuziehen. Leider zog er das Seil zu weit ein ,sodass eine Azimutrolle beschädigt wurde.(Härtefehler) Das ist dann bei erfahrenen Windenfahren noch 2 mal passiert. Ich bekam vom Vorstand eine schriftliche Abmahnung, da ich einen Nichtwindenfahrer mit der Bedienung beauftragt hatte.

Als die Winde viele Jahre ihren Dienst verrichtet hatte, wurde sie nach Fertigstellung der TOST 04 nach Blexen verkauft, wo sie noch viele Jahre ihren Dienst verrichtete.

TOST 04

Anfang der 60er Jahre beschlossen wir, eine neue Winde zu bauen. Den Rahmen und die Karosserie habe ich in Bremen in meiner Schule (Holter Feld) mit einer arbeitslosen Gruppe in der Lehrwerkstatt mit Hilfe des Berufsförderung gebaut. Die haben auch alle
Kosten übernommen. Dank Jürgen Matzdorfs (Matzi) wurde der Transport nach Delmenhorst mit einem Bundeswehr-LKW gemacht. Leider musste ich eine unliebsame Erfahrung machen. Meine ganze Freizeit hatte ich in der Schulwerkstatt verbracht und wollte diese als Winterarbeitsleistung anerkannt haben. Das wurde vom Vorstand zunächst mit der Begründung, dass Arbeitsstunden nur anerkannt werden, wenn sie auf der Großen Höhe geleistet wurden Ich war drauf und dran, das Gestell zum Schrotthändler zubringen. Letztendlich hat der Vorstand aber Großzügigkeit walten lassen
und den kostenlosen Rahmen mit Karosserie als Winterarbeit anerkannt. Nicht wie bei der TOST 03, wo wir fast alle Teile selber gefertigt hatten, wurde bei TOST kräftig zugekauft.
(Hinterachse, Aluseiltrommeln, Spulgetriebe, Tropenkühler)
Den kompletten Seileinlauf und das Schutzgitter hat Helmut Funke in der Lehrwerkstatt der EWE in Oldenburg gebaut.
Der Unterschied zur TOST 03 ist folgender: Aluseiltrommeln, 2 Spulgetriebe. Das ist alles.
Als ersten Windenmotor hatten wir den GM Small Bloc mit 5,7 l Hubraum verbaut. Der kam aber bei schweren Doppelsitzern an seine Leistungsgrenze. So wurde er durch
den Big Bloc ersetzt und von Matzi noch etwas frisiert.
Zu erwähnen ist noch, dass Matzi in der Schweiz eine TOST 04 billig besorgt hat. Sie hat auch zeitweilig als Reservewinde geschleppt.
Abschließend muss noch gesagt werden, dass alle TOST Winden die erwartete Lebensdauer weit überschritten haben.

Günter Gesierich 24.06.2023

Kategorien: Erlebnisse